5:00 Uhr morgens Startschuss in Alsdorf. Es ist noch fast dunkel und jeder der mich kennt weiß – viel zu früh für mich. Jetzt sitze ich bereits auf dem Beifahrersitz, während mein sehr guter Freund Stefan mich unwiderruflich zum Flughafen kutschiert. Der Rucksack: gepackt. Die Laune: irgendwo zwischen Schlaftrunken und Euphorie.
Der Flug nach Porto verläuft reibungslos. Sonne über den Wolken, volles Flugzeug, ich mittendrin. Und dann: Landung. Gefühlt stundenlanges warten auf den Rucksack am Gepäckband. Dann: Wanderschuhe an. Los geht’s – direkt vom Flughafen.



Nur… dass der Flughafen gar nicht in Porto liegt, wurde mir erst klar, als ich gefühlt nach fünf Minuten schon fast am Tagesziel – meiner Herberge stand. Ich hatte mir die Strecke natürlich ambitionierter vorgestellt – irgendwo zwischen „Schweißtreibend“ und „Sonnenbrand“. Stattdessen kam ich mir ein bisschen vor wie der Typ, der zur Marathon-Anmeldung geht, aber aus Versehen beim Drei-Kilometer-Familienlauf landet. Also entschied ich mich spontan, noch ein paar Extrakilometer dranzuhängen. Immerhin bin ich zum Wandern hier – nicht zum Kaffeetrinken.
12 Kilometer wurden es dann. Und obwohl das auf dem Camino eher wie ein Appetithäppchen wirkt, war’s für meinen in jüngster Vergangenheit gut gefütterten Körper mehr als ausreichend. Ich meine – ich habe mich wirklich bemüht, mir den Kalorienüberschuss als Energiedepot schönzureden. Aber meine Füße haben da eine entschieden andere Meinung.
Asphalt, Pflastersteine, mehr Asphalt. Die ersten 8,5 Kilometer waren eine Ode an alles, was hart, heiß und fußunfreundlich ist. Erst am Strand kam die Erlösung – Holzplanken, Atlantikwind, endlich ein bisschen Natur unter den Sohlen. Ich setzte mich in den Schatten, atmete durch, aß einen Salatteller und ließ meine Füße an der frischen Luft baumeln – denn ich weiß inzwischen: Lüften ist Pflicht. Wer lüftet, läuft länger. Dachte ich.
Die Realität allerdings: Der rechte Fuß meldete sich mit einem kleinen Feuerwerk an Blasen. Vier sind im Entstehen, eine hat sich bereits in eine beachtliche Größe ausgedehnt, die sich irgendwo zwischen „Quallenalarm“ und „Mini-Matratze“ bewegt. Der linke Fuß hält sich noch zurück – vermutlich nur, weil er mich nicht direkt brechen will.
Und ja – ich bin vorher gelaufen. Oft. Nachts. Zwischen sechs und zehn Kilometer, halbwegs fleißig. Nur halt ohne Rucksack. Der wiegt diesmal 8,6 Kilo. Ziel waren eigentlich sieben. Aber ich habe reduziert! Beim letzten Camino waren’s noch über zwölf. Also Fortschritt. Nur… das merken die Füße das leider nicht.
Unterm Strich: Ich bin losgelaufen. Wieder. Nicht stark, nicht elegant, aber mit ehrlicher Absicht. Die Motivation ist da – wenn auch ein bisschen schwerfälliger als beim letzten Mal. Und das ist okay. Es geht ja nicht ums Ankommen. Es geht ums Gehen. Auch wenn’s beim ersten Schritt gleich knirscht.
Buen Camino